Tradition basiert bei der Kaufmannsgilde auch auf der Dortmunder Geschichte! Bereits im 14. Jh. hatte die Kaufmannsgilde große Bedeutung: 1340 waren die Zölle durch den engl. König Edward III. an ein Konsortium Dortmunder Kaufleute verpfändet worden. Diese unterhielten in London eine eigene Zentrale, die „Gildehalla Theutobicorum“. 1347 bestätigte der englische König Dortmunder Kaufleuten Immunität als ordentliche Mitglieder der Dortmunder Kaufmannsgilde. Ende des 14. Jh. – nach der großen Fehde mit dem Grafen von Berg – kam der Dortmunder Handel im europäischen Maßstab zum Erliegen und es dauerte dann über 500 Jahre, bis an die wirtschaftlichen Erfolge des Mittelalters angeknüpft werden konnte.
1924 wurde der Gedanke der Kaufmannsgilde wieder belebt, am 29. März 1924 gründete Gustav Wiskott in Dortmund die Westfälische Kaufmannsgilde (WKG) als eine Vereinigung der gehobenen Kaufleute der Provinz Westfalen. Die Gilde machte sich zur Aufgabe, Handel und Gewerbe in Westfalen zu fördern. Die Standesehre unter den Mitgliedern war ein weiteres wichtiges Anliegen. Es galt, sie zu stärken und aufrecht zu erhalten und den Gemeinschaftsgeist zu pflegen. Der Gründer der Kaufmannsgilde stammte aus einer traditionsreichen Dortmunder Familie und war seit 1910 Mitglied der Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer zu Dortmund. Dann wurde er stellvertretender IHK-Präsident und von Januar bis Juli 1933 schließlich Präsident. Die ersten Kaufmannsgehilfen- Prüfungen in Deutschland wurden von Gustav Wiskott und der Kaufmannsgilde durchgeführt. Diese Ausbildungsprüfung für den Kaufmannsberuf übernahmen in späteren Jahren die Industrie- und Handelskammern.
Von 1933 bis 1946 gab es die Westfälische Kaufmannsgilde nicht. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten musste sie sich auflösen. Zur Neugründung 1947 rief Walter Frese, ein ehemaliger Mitarbeiter Wiskotts und späterer Teilhaber der Firma, die namhaften Kaufleute Westfalens auf. Er verfasste am 28. Mai 1946 einen Rundbrief an die Dortmunder Kaufmannschaft und erhielt eine überwältigende Resonanz. Weniger als ein Jahr später fand die Gründungsversammlung statt. In der neuen Satzung heißt es: „Zweck des Vereins ist, den guten Kaufmannsgeist zu pflegen, die allgemeine und berufliche Bildung zu fördern und den kaufmännischen Nachwuchs zu unterstützen. Der Satzungszweck wird verwirklicht insbesondere durch Vorträge, Seminare, Exkursionen, Aussprachen, Projektarbeiten und Unterstützung der Arbeit der der Kaufmannsgilde eng verbundenen Wirtschaftsjunioren bei der Industrie- und Handelskammer zu Dortmund. Sie verfolgt ausschließlich gemeinnützige Zwecke!”